Schnuppersegeln in den Niederlande 09-2021

Wir befinden uns im Jahr 2 nach Corona. Urlaubsplanung ist 2021 immer noch schwierig. Die meisten Fahrtensegler des DUYC verzichten im Mai auf ein Ansegeln in Friesland, weil die Bundesregierung kurzfristig die Ein- und Ausreiseregeln für die Niederlande geändert hat. Im August hat sich die Lage entspannt. Deshalb beschließen Einige von uns: Wir riskieren es und chartern für ein langes Wochenende Anfang September zwei Yachten in Lemmer! Ich heuere mit fünf Anderen als Crew bei Skipper Ronnie, unserem Fahrtensegelwart, an. Wir haben Glück. Die gebuchte Bavaria 46 wurde versehentlich doppelt vergeben, wir bekommen stattdessen zum selben Preis eine 51er. Beim Eintreffen an der Charterbasis am Freitag, dem 3. September, stellen wir fest: „Respekt! ,Portunus‘ ist schon ziemlich groß.“ Außerdem liegt die Yacht mit dem Bug zum Steg, was den Weg an Bord halsbrecherisch macht, da man von einer kleinen Leiter über den Anker und den Bugkorb klettern muss. Über diesen Weg bringen wir auch Gepäck und Proviant an Bord. Alles, was man nicht durch die Oberlichter der Bugkabinen werfen kann (z.B. Bierkästen) muss 15 Meter nach hinten geschleppt werden. Nachdem endlich alles verstaut ist, machen wir es uns gemütlich.

Am Samstagmorgen brechen wir recht früh auf und fahren durch das hübsche Städtchen und die  uralte Schleuse ins Ijsselmeer, das nur ca. 25 cm höher liegt als die Kanäle. Mit 2 bis 3 Beaufort von achtern segeln wir gemütlich Richtung Enkhuizen. Die Sonne kommt heraus, und es ist nicht mehr so kalt. Die Überfahrt ist ruhig und entspannt. Allerdings sind unglaublich viele Schiffe auf dem Wasser. Kein Wunder, denn nach einer langen Phase mit mäßigem Wetter ist dies das erste Super-Wochenende. Dementsprechend voll ist der Stadthafen von Enkhuizen. Es gibt eine Einweiserin mit Motorboot, die uns zunächst bedeutet, in einem Päckchen festzumachen, in dem bereits vier Boote liegen. Lange Gesichter: Keine Chance, von dort an Landstrom zu kommen. Und die Handy-Akkus sind hungrig… Schließlich dürfen wir „Portunus“ verlegen und in zweiter Reihe an einem großen Plattbodenschiff festmachen. Schnell füllt sich unser Cockpit. Außer uns sind noch die Crew des zweiten Charterschiffs sowie die Crews zweier SKS-Prüfungstörns mit Clubmitgliedern in der Stadt. Den Plan, gemeinsam essen zu gehen, müssen wir aufgeben. Schon für eine kleine Gruppe ist es eine Herausforderung, ein Restaurant zu finden, das nicht total überfüllt ist und überhaupt noch Essen serviert.

Der Sonntag begrüßt uns gleich mit strahlendem Sonnenschein. Diesmal haben wir 2 bis 3 Beaufort gegenan und kreuzen über das Ijsselmeer nach Stavoren. Dort stärken wir uns mit dem sensationell guten Kibbeling von der kleinen Bude am Schleusenhafen. Dann müssen wir durch die Schleuse, die zwei Kammern hat. Wir sind nicht die Einzigen, denn die ganzen Wochenendausflügler strömen zurück, um ihre Liegeplätze anzusteuern. Der Wind weht in Richtung einer steinernen Mole. Die Boote schwimmen Schlange, die Vorderen haben teils an Balken festgemacht, die Übrigen versuchen, mit dem Heck im Wind auf der Stelle zu bleiben. Manche drängeln sich vor. Die Schleuse öffnet sich und wir rücken zu den Balken vor. Endlich öffnet sich die Schleuse erneut und es kommt richtig Bewegung in die Wartenden. Alle halten auf die beiden Kammern zu. Unerwartet legt ein riesiges Plattbodenschiff vor uns den Rückwärtsgang ein, sieht uns in letzter Sekunde, fährt so nah neben uns vorbei, dass der Großbaum noch unsere Wanten leicht streift und rammt fast unseren Hintermann. Ich schaue wieder nach vorne. Wir steuern die rechte Kammer an. Eine zweite Yacht entscheidet sich spontan statt der linken auch die rechte zu nehmen und fährt mit uns gleichzeitig Richtung Schleusentor. Das wird extrem eng. Rückwärtsgang wie gerade das Plattbodenschiff ist keine Option, Aufstoppen auch nicht, da das Schiff sich dann nicht mehr manövrieren lässt. Also Augen zu und durch. An Steuerbord kommen wir einer Betonwand so nahe, dass der Fender quietscht, direkt dahinter geht es um die Ecke, was das Heck fast die Wand küssen lässt. Endlich drin und mit den Nerven am Ende.

Die Ausfahrt ist entspannter. Die Boote reihen sich ein und wir fahren im Pulk durch die Kanäle und das Heeger Meer. Der Wind kommt genau von vorne und wir motoren. Die 100 PS bewegen unsere 14 Tonnen mit ca. 5,7 Knoten recht zügig. Im Kufurder Meer wollen wir noch einen kurzen Schwimmstopp einlegen. Schließlich haben wir eine ausklappbare Badeplattform! Doch unser 1,85 Meter langer Kiel setzt schon ganz nahe am Hauptfahrwasser im Schlamm auf. Schnell den Rückwärtsgang eingelegt und wieder freigekommen. Im angrenzenden Kanal ist gerade wenig Verkehr. Also ein zweiter Versuch. Drei von vier Bade-Interessenten kneifen, da das Wasser sehr kalt ist. Weiter gehts zurück zur Charterbasis. Einige von uns müssen noch am Sonntagabend nach Duisburg zurückfahren, die anderen bleiben bis Montagmittag. Ein traumhaftes Wochenende ist mal wieder viel zu schnell vergangen.

Viele Grüße

Steffi Obst

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