Saisonbericht Annika Matthiesen

Eine meiner ereignissreichsten Saisons neigt sich dem Ende Ich melde mich zurück aus der Segelsaison 2015! Eine erfolgreiche, vielfältige und auch anstrengende Saison liegt hinter mir, zumindest was die Regatten angeht. Das Jahr 2014 ist noch nicht vorbei, da geht das nächste Training im neuen Jahr schon wieder weiter. Ein Trainingsblock in Bandol/ Südfrankreich von Weihnachten 2014 bis Anfang Januar 2015 bildete den Einstieg in die neue Saison. Gefolgt von weiteren Trainings in Holland am Ijselmeer, Duisburg und erneut 2 Wochen in Bandol fand für mich die erste Regatta des Jahres im Mai in Kiel statt. Dort wurde wie im Vorjahr die Young Europeans Sailing ausgetragen, bei der viele junge Segler aus ganz Europa teilnehmen. Für mich die erste Probe, inwieweit sich mein Training ausgezahlt hat. Die Titelverteidigung des Vorjahres im Nacken, ging ich dementsprechend angespannt in die Rennen.

Am letzten Tag wurde es besonders spannend. Gold bzw. Silber war sicher, die Punkte jedoch ganz knapp! Meine stärkste Konkurrentin Hanne Jansch. Eine gelbe Flagge (Strafe durch Jury) für Jeden machte die ganze Situation noch spannender. Selbst nach dem letzten Zieldurchgang war nicht klar, wer von uns Beiden als Sieger nach Hause fahren würde. Erst an Land stand fest, dass ich es erneut geschafft habe, die Young Europeans Sailing 2015 zu gewinnen. Somit bin ich die Erste, die 2x den Wanderpokal mit meinem Namen verzieren konnte. Dies hat zuvor Keiner geschafft! Von Kiel aus ging es für mich dann erstmal wieder nach Aachen, da Ende Juni meine Prüfungen für das Studium anstanden, für die ich noch einiges zu tun hatte. All meine Projekte für die Uni musste ich fast zwei Wochen vor der offiziellen Abgabe nahezu fertig haben, da in der Prüfungsphase die Kieler Woche stattfand, an der ich teilnehmen wollte. Somit ein zusätzlicher Stressfaktor den ich zu bewältigen hatte! Auf Grund dessen hatte ich nicht viel Zeit zum Trainieren und fuhr mit leichten Bedenken nach Kiel. Zusätzlich kam eine starke Erkältung hinzu, welche mein Behagen nicht verbesserte. Leider kam es, wie es kommen musste und wir hatten sehr viel Wind während der Wettkampftage. Auf Grund der Erkältung fiel es mir schwer, die körperlichen Belastungen auszuhalten. Am Ende stand ein enttäuschender 25. Platz overall und ein 5.Platz in der Wertung der Deutschen Juniorenmeisterschaft auf dem Tablo. Im Anschluss an die KiWo begannen meine Semesterferien. Zunächst stand ein wenig arbeiten in Aachen an. Dort habe ich, neben meinen Studium einen Teilzeitjob bei Runners Point (Laufschuhberatung) angenommen und kann dort im Monat min. 53 Stunden arbeiten und mir so zusätzlich Geld für das Segeln dazuzuverdienen! Mein Lohn ermöglichte es mir unter anderem nach Kopenhagen zu fliegen, um dort am Gold Cup für X-Yachten (knapp 11m) teilzunehmen. Eine Freundin aus der Laserklasse hat mich zum wiederholten Male gefragt, ob ich Interesse hätte erneut die Aufgabe als Taktiker zu übernehmen und somit ihr Team zu bestärken. Sehr schwere Bedingungen machten uns das Leben nicht leicht, besonders bei der sehr erfahrenen Konkurrenz. Gegen deutlich ältere Taktiker mit mehr Erfahrung im Segelsport anzutreten ist zwar anspruchsvoll, doch besonders in den Auswertungen nach den Rennen konnte ich viel dazulernen! Eine super Erfahrung! Leider haben wir nur ganz knapp das Podium verpasst und mussten uns mit einem 4. Platz geschlagen geben. Doch alles in allem war es eine neue Erfahrung mit vielen netten Leuten, die ich nicht missen möchte. Nächstes Jahr werden wir in Kopenhagen zur Europameisterschaft antreten und hoffen dort wieder unsere Leistung unter Beweis stellen zu können. Wieder kaum in Deutschland gelandet, ging es Anfang August nach Holland. Dieses Mal keine Regatta oder Training, sondern unsere clubinterne Jugendfahrt auf einem Plattbodenschiff über das Ijselmeer. Knapp eine Woche lang konnten 12 Jugendliche an dieser besonderen Fahrt teilnehmen und eine ganz andere Art des Segelns kennenlernen. Im Vergleich zu einer Jolle sehr gewöhnungsbedürftig, doch natürlich richtig schön! Wie kann es beim Segeln auch anders sein?! Nach dieser Woche blieb nicht viel Zeit zum Entspannen, denn schon sechs Tage später ging es für mich erneut nach Holland. Dieses Mal um an der Junioren Weltmeisterschaft teilzunehmen. Leider machte sich besonders an den ersten beiden Tagen mein geringer Trainingsaufwand bemerkbar. Bei sehr starkem Wind hatte ich kaum eine Chance mit der Spitze mitzuhalten. An den Folgetagen mit weniger Wind konnte ich mein seglerisches Können wieder unter Beweis stellen und gute Ergebnisse einfahren. Am Ende reichte es leider nur zu einem 24. Platz. Es wäre deutlich mehr drin gewesen, wenn ich mehr Zeit zum Trainieren gefunden hätte. Doch mein jetziger Trainingszustand zeigt im Vergleich zu den anderen Deutschen, welche täglich in Kiel trainieren, nicht allzugroße Differenzen! Ich bin durchaus in der Lage mit ihnen mitzuhalten und diese auch zu schlagen! Von Holland aus bin ich direkt wenige Stunden später nach Ungarn an den Platensee geflogen. Ich wurde erneut eingeladen ein ganz neues Boot zu segeln. Asso 99 heißt diese Bootsklasse. Ein sehr schnelles, sportliches und athletisch anspruchsvolles Schiff. Drei Leute stehen dabei im Trapetz und weitere drei Leute kümmern sich um Trimm, Segelstellung, Taktik und um das Steuern. Ich saß in Ungarn zum ersten Mal auf diesem Schiff und nach drei Tagen Training sollte schon die Europameisterschaft stattfinden. Eine große Herausforderung. Leider hatten wir im Vergleich zu der Konkurrenz sehr schlechtes Material, wodurch wir Geschwindigkeitsverlust einzubüßen hatten. Doch viele nette Herrschaften haben uns hilfreiche Tipps gegeben, wie wir unseren Bootsspeed verbessern könnten und uns Komplimente für unsere Leistung gemacht, da wir mit Abstand das jüngste Team des Starterfeldes waren. Auch Prinz Luipold von Bayern war bei dieser Regatta vertreten. Er zählte mir, wie viele Olympiateilnehmer oder Welt-/Europameister der verschiedensten Bootsklassen mit uns an den Start gingen. Unfassbar! Von daher sind wir sehr zufrieden den 12. Platz belegt zu haben! Erneut eine neue, unglaubliche Erfahrung, die man gar nicht in Worte fassen kann! Nun beginnt wieder das normal Training zur Vorbereitung auf die neue Saison. Holland, Warnemünde, Duisburg und wieder Südfrankreich stehen auf dem Plan! 2016 kann also kommen! Eine weitere positive Nachricht nach der zeitintensiven Saison: Ich habe alle meine Prüfungen des Studiengangs „Produktdesign“ hervorragend gemeistert und bestanden! Nach 4 Semestern von 7 liegt mein Notendurchschnitt bei 1,7. In genau einem Jahr schreibe ich bereits meine Bachelorarbeit. Danach werde ich sehr viel Zeit haben, um mich wieder aktiver meine Segelkarriere zu widmen. Doch dann mit einem anderen Gedanken im Hinterkopf: Ich habe meinen Bachelor of Arts! Ich bin gespannt, was die Zukunft bringt! Liebe Grüße, schöne Wintermonate und Mast- und Schotbruch für die neue Saison 2016!

Eure Annika

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