Junioren-WM der 49er – Zuschauerfreundlichkeit um jeden Preis?

Die Juniorenweltmeisterschaft ist nun zu Ende. Unser ganz klares Ziel war es,eine Medaille zu gewinnen, geworden ist es nur ein enttäuschender 7. Platz.

Zwei Tage vor der Regatta haben Segler und Trainer erfahren, dass bei dieser WM ein neues Format ausprobiert wird, um das Segeln für die Zuschauer interessanter zu gestalten.

Der Hintergrund ist, dass der Neuseeländer Peter Burling in den letzten Jahren stets so souverän gesegelt ist, sodass er schon vor dem Medalrace die Regatta gewonnen hatte.

Sämtliche Trainer haben gegen das neue Format protestiert, zumal es 2012 am Gardasee schon einmal ausprobiert und als nicht praktikabel wieder verworfen wurde.

Nach dem neuen Format wird das Medalrace in zwei Teile geteilt. Platz 8-15 segeln das Semifinale, drei Kurzrennen.

Der Gewinner qualifiziert sich als gesamt Achter noch für das Medalrace nach. Ins Medalrace werden nicht wie bisher die bis dahin ersegelten Punkte mitgenommen, sondern lediglich die Punkte der Platzierung – also Platz 1einen Punkt und Platz 8 hat acht Punkte.

Es werden 3 kurze (geplant 8 Minuten) Medalraces gesegelt, die jeweils einfach zählen.

In der Qualiphase war der beste Allrounder gefragt. An drei Tagen hatten wir drei verschiedene Windrichtungen und zwischen ganz wenig und viel Wind mit Welle war alles dabei.

Wir sind gut mit den Bedingungen klargekommen und lagen nach 10 Rennen, obwohl wir bei viel Wind einige Punkte gegen die Jungenteams im Feld haben liegen gelassen, auf dem dritten Platz.

Außerdem waren wir bestes Mädchenteam und hatten 11 Punkte Vorsprung vor dem Vierten. Ein vermeintlich großes Polster vor einem Medalrace.

Die drei Medalraces wurden zuschauerfreundlich im Hafenbecken neben der Schifffahrtsstraße gesegelt. Als Achte sind die Däninnen von ursprünglich Platz 14 mit 55 Punkten Rückstand auf uns in die Medalraces aufgestiegen.

Die ersten beiden Kurzrennen waren von kaum Wind und unvorhersehbaren Drehern bestimmt, eben Hafenbecken! Zum dritten Rennen setzte immerhin Wind, aber immer noch aus allen Richtungen, ein. Sind das noch faire Bedingungen, bei denen die Medaillen zu einer WM verteilen werden sollten? Eher nicht!

Aber auch die Art und Weise, wie die Jury mit den Medalraces umgegangen ist, war unglaublich. Der Kurs der Medalraces wurde von Seitenbegrenzungen eingegrenzt, über die man nicht hinaus fahren durfte. Mehrere der Segler haben diese Linie um weit mehr als eine Bootslänge ohne Strafe überfahren. Wie kann so etwas bei drei Jurybooten für acht Teams übersehen werden?

An der Luvtonne ist uns ein Team regelwidrig in unser Boot gefahren. Selbst unser Trainer hat dies von der Startlinie aus gesehen. Doch der Protest hat erst gar nicht statt gefunden, da die Jury auch dies nicht gesehen und auf unseren Protest überhaupt nicht reagiert hat.

Wir sind im Medalrace nicht schlecht gesegelt. Vielleicht waren wir zu passiv, da wir uns nicht vom Start an für eine Seite entschieden haben, was aber bei diesem Punktesystem und den extrem kurzen Rennen auch sehr risikoreich gewesen wäre.

Nach der Weltmeisterschaft stellen wir uns sehr viel Fragen bezüglich dieses Formates. Die drei Medalraces sind keine schlechte Alternative, da man somit nicht wie bisher nur eine Chance hat.

Aber es darf nicht möglich sein, dass man nach der Qualifikation punktemäßig aussichtslos zurück liegt und dennoch in die vorderen Top 10 segeln kann.

Wie kann man eine WM im Hafenbecken entscheiden und wofür gibt man die drei Tage zuvor bei besten Bedingungen alles? Das schlimmste ist, dass dieses Format die Sache für die Zuschauer interessanter machen sollte.

Am Finaltag in Lelystad haben leider lediglich die restlichen Segler und einige Eltern zugeschaut und die hätten das alte Format auch spannend und interessant gefunden.

Zudem sollte man nicht vergessen, dass es für alle Segler neben dem Kampf um die Medaillen auch um die Erfüllung von Kaderkriterien und damit die weitere Förderung ihrer Segelkarriere geht.

Zum Schluss noch einen riesen Glückwunsch an unsere deutschen Jungs, die mit den Plätzen 2, 3 und 4 einen super Job gemacht haben.

Ann-Kristin und Pia Sophie Wedemeyer

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